09. März 2023
Die WAZ berichtete am 03.03. (online) über eine „große Lösung“ für die Reaktivierung der Bahnstrecke von Oberhausen durch den Duisburger Norden bis nach Wesel mit vier Zugpaaren je Stunde.
Vor diesem Hintergrund bitten wir um Beantwortung folgender Frage:
Gez. Herbert Fürmann
Beantwortung der Frage:
Ausgangssituation Im zurückliegenden Sachstandsbericht zur Walsumbahn im 1. Quartal 2022 wurde dargelegt, dass zur Fertigstellung der Machbarkeitsstudie (MBS) die neue Verfahrensanleitung zur Standardisierten Bewertung des Bundes abzuwarten war, um das neue Bewertungsschema für die Ergebnisse der MBS anwenden zu können. Im Juli 2022 ist dann die neue Version der Verfahrensanleitung veröffentlicht worden, welche insbesondere auch die CO2-Reduktion eines Vorhabens deutlich stärker berücksichtigt. Nach aufwändiger Umstellung der Berechnungsmodelle sind dann die bereits in der ersten Untersuchung festgelegten Vorzugsvarianten (Variante 2 und Variante 4) mit den jeweiligen Ausbaustufen neu bewertet worden. Weiterhin wurden Modifizierung im Zu- und Abbringerverkehr im nördlichen Bereich der Walsumbahn vorgenommen, um den verkehrlichen Effekt zu verbessern.
Betriebs-Variante 2: 30‘-Takt Wesel - Walsumbahn – Essen (S3) Der Halt Oberhausen-Alstaden kann halbstündlich durch die S3 bedient werden.
Betriebs-Variante 4: 30‘-Takt Wesel - Walsumbahn – Oberhausen – Essen (S3) 30‘-Takt DU-Overbruch – Oberhausen Hbf – Duisburg Hbf – Moers/Xanten (RB31) Die beiden Linien bilden auf der Walsumbahn etwa einen 15‘-Takt Der Halt Oberhausen-Alstaden kann halbstündlich durch die S3 bedient werden.
Ausbau-Stufen: Für beide Betriebs-Varianten wurde zudem festgelegt, den Streckenverlauf der Walsumbahn in einzelne Ausbau-Abschnitte zu gliedern, um Aussagen über die Wirtschaftlichkeit der einzelnen Ausbaustufen ableiten zu können.
Stufe 1: Linie S3 endet in Duisburg-Walsum (Overbruch)
Stufe 2: Linie S3 wird bis Möllen weitergeführt
Stufe 3a: Linie S3 wird bis Friedrichsfeld weitergeführt
Stufe 3b: Linie S3 wird bis Wesel weitergeführt.
Die Linie RB31 ist in allen Ausbau-Varianten auf den Laufweg bis DU-Overbruch begrenzt.
Infrastrukturkosten:
Die Infrastrukturkostenberechnungen wurden entsprechend der neuen Verfahrensanleitung angepasst.
Infrastrukturkosten Variante 2
Die Infrastrukturkosten (ohne Planungskosten) betragen für die Betriebsvariante 2 in der geringsten Ausbaustufe (bis DU-Overbruch) rd. 28,2 Mio. €, in der maximalen Ausbaustufe bis Wesel rd. 98,1 Mio. €.
Infrastrukturkosten Variante 4
Die Infrastrukturkosten (ohne Planungskosten) betragen für die Betriebsvariante 4 in der geringsten Ausbaustufe (bis DU-Overbruch) rd. 205,2 Mio. €, in der maximalen Ausbaustufe bis Wesel rd. 275,1 Mio. €.
Verkehrsnachfrage
Die größte Verkehrsnachfrage auf der Walsumbahn kann in der Betriebsvariante 2 in der Ausbaustufe 3b erzeugt werden. Hier liegt die durchschnittliche tägliche Querschnittsbelastung im Bereich Wesel/Voerde bei rd. 1600 Fahrgästen und wächst in Richtung Süden auf rd. 8.800 Fahrgäste im Bereich Oberhausen kontinuierlich an.
Die größte Verkehrsnachfrage auf der Walsumbahn kann in der Betriebsvariante 4 in der Ausbaustufe 3b erzeugt werden. Hier liegt die durchschnittliche tägliche Querschnittsbelastung im Bereich Wesel/Voerde bei rd. 1600 Fahrgästen und wächst in Richtung Süden auf rd. 12.300 Fahrgäste im Bereich Oberhausen kontinuierlich an.
Nutzen-Kosten Faktor – Standardisierte Bewertung
Die standardisierte Bewertung ist ein Verfahren zur Bewertung von Verkehrswegeinvestitionen des öffentlichen Personennahverkehrs. Ein positives Ergebnis ist erforderlich, um öffentliche Fördermittel zur Umsetzung des Projektes in Anspruch nehmen zu können. Zur Anwendung kam die neue Verfahrensanleitung 2016+ (gültig ab 01.07.2022). Ein Ergebnis über 1 weist den volkswirtschaftlichen Nutzen des Vorhabens aus.
Die Nutzen-Kosten Berechnung kommt für alle Varianten und Ausbaustufen der Walsumbahn zu einem deutlichen positiven Ergebnis. Selbst bei einem unterstellten Risiko einer Kostensteigerung von 30% der Infrastrukturkosten erreichen alle Varianten und Ausbaustufen einen deutlich über 1 liegenden Faktor. Um den größten möglichen Verkehrseffekt bei der Reaktivierung der Walsumbahn zu erzielen wurde im begleitenden Arbeitskreis zur Machbarkeitsstudie, bestehend aus den Vertretern der Anrainerkommunen und dem VRR, der gutachterlichen Empfehlung einstimmig zugestimmt, die Betriebsvariante 4 mit der Ausbaustufe 3b für die weiteren Planungen festzulegen.
30‘-Takt Wesel - Walsumbahn – Oberhausen – Essen (S3)
30‘-Takt DU-Overbruch – Oberhausen Hbf – Duisburg Hbf – Moers/Xanten (RB31)
Der 30‘-Takt DU-Overbruch – Oberhausen Hbf – Duisburg Hbf mit der Linie RB31 wird im Rahmen der gesamthaften Zielnetzplanung des VRR ggf. durch eine andere Linie im 30‘- Takt ersetzt.
Der Linienverlauf DU-Overbruch – OB Hbf - DU Hbf, der verkehrliche Nutzen und die Infrastrukturkosten bleiben dabei unverändert.
Weiteres Vorgehen
Nach Beschlussfassung der VRR-Gremien wird der VRR gemeinsam mit den Anrainerkommunen die nächsten Planungsschritte für den Beginn der Leistungsphasen HOAI 1+2 vereinbaren. Vom Land wurden bereits Planungsmittel für die Leistungsphasen bewilligt.
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