Der Umweltausschuss möge beschließen:
Die Verwaltung wird aufgefordert zu prüfen, auf welchen Waldflächen es möglich ist, die Bewirtschaftung zu unterlassen, der Natur
freien Lauf zu lassen und Urwälder entstehen zu lassen.
Begründung:
In Deutschland gibt es kaum noch, in Duisburg keine, naturbelassenen Wälder mehr. Dabei werden Wälder wie etwa der Hainich in
Thüringen zum UNESCO Weltnaturerbe erhoben und dementsprechend geschützt. In Urwäldern entwickelt sich nicht nur eine enorme Artenvielfalt, sie sind auch besonders wichtig für das ökologische
Gleichgewicht in ihrem Umfeld.
Abgesehen von diesen allgemein sehr wichtigen Gründen, könnte ein Urwald in Duisburg für den Biologie Unterricht an Duisburger
Schulen interessant sein, da eine ganze Generation über ihr Leben verfolgen kann, wie sich der Wald entwickelt, da ein Wald mehrere Jahrzehnte braucht, um ein Gleichgewicht herzustellen. Außerdem
kann der Urwald als Forschungsfeld für die Fachrichtung Biologie der Universität genutzt werden. Urwälder sind zudem ein Tourismusmagnet, was auch der Stadtkasse zu Gute käme.
Beratungsergebnis: Der Antrag wurde zurückgezogen. Die Verwaltung sagte die Erstellung eines Sachstandsberichtes zu.
Sachstandsbericht:
Seit 2008 hat die Forstverwaltung der Stadt Duisburg auf 7 Einzelflächen mit einer Gesamtfläche von 87,35 ha „Urwälder von morgen“ ausgewiesen. Dies
entspricht einem Flächenanteil von 6,5 %. Vor Ausweisung dieser Flächen sind aufwendige Überprüfungen hinsichtlich der Eignung der Flächen erfolgt. Die
Ausweisung der sogenannten Referenzflächen oder „Urwälder von morgen“ entstammt
der Zertifizierung des Stadtwaldes Duisburg nach den deutschen FSC-Standards. Die FSC- Zertifizierung erfolgte entsprechend des politischen Beschluss mit DS
2334/1 vom 09.09.2002, jeweils einstimmig beschlossen im Ausschuss für Umwelt und Grünflächen am 20.09.2002 und im Werksausschuss für die Wirtschaftsbetriebe
Duisburg am 26.09.2002 sowie im Rat der Stadt Duisburg in der Sitzung am 07.10.2002 mit Genehmigung des Protokolls der Fachausschüsse. Der Stadtwald wurde am
17.06.2003 erstmalig nach erfolgreich absolviertem Hauptaudit für 5 Jahre zertifiziert. Seitdem fanden einmal jährlich sogenannte Überwachungsaudits statt, die zu keinen nennenswerten Beanstandungen
führten. In 2008 und 2013 erfolgten jeweils aufwendige Folgeaudits zur Rezertifizierung, die jeweils erfolgreich absolviert wurden. In 2018 steht turnusgemäß die nächste Rezertifizierung
an.
Die deutschen FSC-Standards sehen für Wälder im öffentlichen Eigentum sogenannte Referenzflächen, also Stilllegungsflächen oder „Urwälder von morgen“ in
einer Größe von 5% der Waldfläche vor. Duisburg liegt derzeit fast 30 % über dieser Vorgabe.
Der Wunsch nach Ausweisung von Urwäldern entspringt häufig einem urbanen Umfeld. Aus fachlicher Sicht muss allerdings vor all zu großen Erwartungen gewarnt
werden. Zum einen ist die Lage der Duisburger Waldflächen mitten in unserer Großstadt bei entsprechend hoher Bedeutung der Erholungsfunktion ein stark
einschränkender Faktor für die Ausweisung von Stilllegungsflächen. Zum andern ist die Ausweisung von Stilllegungsflächen kein Allheilmittel. Die sich selbst
überlassenen Waldflächen können Entwicklungen nehmen, die sich nicht mit den zahlreichen und sehr unterschiedlichen Ansprüchen der Gesellschaft an den Wald
einschließlich der Belange des Natur- und Artenschutzes decken.
Schließlich ist es sinnvoll, die urbanen Wälder im Sinne einer europäischen Waldkulturgeschichte angepasst an die lokalen Anforderungen zu behandeln und das
anfallende Holz als nachwachsenden Rohstoff einer sinnvollen Verwendung zuzuführen. Vor dem Hintergrund einer weiter steigenden Weltbevölkerung und d
em Erfordernis vermehrt nachwachsende Rohstoffe zu verwenden wird dieser Gesichtspunkt zukünftig noch an Bedeutung gewinnen.